Kurioses
Kein geringerer als der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt ist für den Erfolg des Bären verantwortlich. Er, der von seinen Freunden "Teddy" gerufen wird und als leidenschaftlicher Jäger gilt, hat mit seinen vielen Jagdgeschichten und dem dazu gehörenden "Jägerlatein" für das kleine Plüschtier die beste Reklame gemacht.
Dabei begann alles mit einer Karikatur in der "Washington Post". Der amerikanische Zeichner Clifford K. Berryman veröffentlichte im November 1902 eine Karikatur, auf der Theodore Roosevelt bei einem Jagdausflug zu sehen war. Ein kleiner, hilfloser Jungbär wird an einer Leine festgehalten, damit der Präsident ihn abschießen kann. Doch Roosevelt lehnt entrüstet ab.
Diese Zeichnung kommt bei den Lesern so gut an, daß Künstler Berryman künftig alle seine Roosevelt-Karikaturen mit einem kleinen Bären schmückt (Anm.: Berryman, der in die Historie als "The Teddy Bear Man" eingeht, benutzt bis weit in die 30er Jahre den kleinen Bären in seien Zeichnungen zusammen mit "Uncle Sam", dem personlisierten Symbol für die Vereinigten Staaten von Amerika).
"Teddy" Roosevelts zunehmende Popularität und die ständigen Berryman-Zeichnungen sind für den Teddybär die beste Werbung. Kein Wunder, daß der kuschelige, kleine Bär, der langsam aber stetig den amerikanischen Kontinent zu erobern beginnt, erst zu "Teddy´s Bär" und dann 1906 zum "Teddybär" wird. In wenigen Monaten ist er der Liebling der Nation und Präsident Roosevelt ist untrennbar mit ihm verbunden.
Für die Amerikaner wird der Teddybär das Symbol ihrer Zuneigung zu ihrem Präsidenten. 1858 geboren, geht er nach einem Studium in Deutschland in die Politik, wird erst Polizeipräsident, dann Gouverneur von New York und nach der Ermordung MacKinleys 1901 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Leipziger "Illustrierte Zeitung" schreibt 1911 in einem Rückblick:
"Die Kinder der ganzen Vereinigten Staaten mußten den Plüsch-Bären in der Schatzkammer ihrer Kinderlust haben, die Damen trugen ihn zärtlich auf dem Arm und die Herren stellten ihnin ihren Klubzimmern auf."
Der Teddybär wird Kultfigur und Fetisch zugleich. Er wird Modeaccessoire der Damenwelt, ist bei der Spazierfahrt im Automobil dabei oder begleitet seine Eigentümer beim Einkaufsbummel. Klar, daß ein Teddybär bei derartigen Ausflügen angezogen sein muß und nicht nackt sein darf. Deshalb trägt er bald die richtige Kleidung zum passenden Anlaß. Sogar mit Juwelen wird er behängt, wie die US-Spielwarenzeitschrift "Playthings" 1906 zu berichten weiß.
Ähnlich auch in Deutschland. Auch hier gewinnt der Teddybär einen wachsenden Freundeskreis bei groß und klien. Die Zeitschrift "Handarbeiten" erinnert sich: "In den Salons von Künstlern und Gelehrten kann man ihn auf dem Sofa oder neben dem Arbeitstisch sitzend sehen, Schauspieler und Schauspielerinnen können, ohne ihn in ihrer Nähe zu wissen, nicht auftreten. So hatte zum Beispiel einmal eine bekannte Opernsängerin ihren Teddybären vergessen, als sie abends zur Oper fuhr. Das Auto mußte sofort zurückfahren, ihn zu holen. Der Beginn der Aufführung wurde verzögert, denn die Opernsängerin konnte erst auftreten, als ihr Teddybär da war."
Quelle: Verlag Marianne Cieslik (Jülich-Koslar)
Autor: Jürgen Cieslik